Die Weisheit des Misthaufens

Für die meisten konventionellen Landwirte ist ihr Mist oder ihre Gülle ein notwendiges Übel, das auf den Flächen wieder ausgebracht werden muss – die Scheiße muss weg. Ja, es ist Dünger, aber so richtig begeistert sind sie darüber nicht. Es ist immer zu viel. Die neue Düngeverordnung plagt die Massentierhalter, weil da ganz genau geregelt ist, wie viel Mist/Gülle auf welche Fläche ausgebracht werden darf anhand der Düngebedarfsermittlung.

Und die Massentierhaltung bringt es mit sich, das zu viel Tiere auf zu wenig Flächen gehalten werden und das bringt logischerweise auch eine große Menge Scheiße mit sich. Ihre Mist- und vor allem Güllemengen und -konzentrationen pushen unsere Böden, wie Anabolika, laugen sie damit gleichzeitig aus und belasten zusätzlich unser Trinkwasser mit Nitrat. Gott sei Dank wird die Menge der Mistausbringung mittlerweile ganz genau kontrolliert. Wer dagegen verstößt, muß mit Subventionskürzungen aus Brüssel rechnen. Zur Zeit wird an einer noch schärferen Düngeverordnung gebastelt – das kann ja noch heiter werden…

Uns Biobauern ist das scheißegal. Wir verfolgen ein ganz anderes Konzept mit einem anderen Ansatz. Für uns ist das Herz unseres Betriebes unser Misthaufen – er ist heilig!

Wie bereits seit langem bekannt ist, kann sich nur in einem aeroben Bodenmilieu aktives Bodenleben entwickeln. Dabei spielt der Regenwurm eine ganz besondere Rolle. In Versuchen über „Regenwürmer und Pflanzengesundheit“ zeigte sich, wie in Verbindung mit den übrigen Bodenkleintieren durch die Regenwürmer und vor allem durch die in den Kotauswürfen sich vermehrenden Mikroorganismen in hohem Masse im Boden antibiotische Stoffe aktiviert werden. Dadurch können Pflanzen, die eventuell vorher von Schädlingen geschwächt wurden, wieder voll gesunden.

PLOCHER Website

Bevor unsere Tiere ihr Winterquartier beziehen, werden die Ställe mit Plocher „geimpft“. Damit ist das Fundament für eine erste Rotteförderung gelegt und hier bereits beginnt unsere Mistpflege. Regelmäßig bringen wir Plocher schon in den Stallmist aus, um den Rotteprozeß anzuregen und zu fördern. Wenn gemistet wird, sammeln wir den gesamten Mist auf unseren beiden Mistplatten aus den Pferde- Rinder- und Schafsställen – das ist eine besonders gute Mischung… Wir vermischen die verschiedenen Mistsorten – dazu kommt Laub und Rasenschnitt. Der Mist wird alle paar Wochen auseinandergezogen und zusammengeschoben. Zwischendurch wird er gewässert.

Ein solches Verfahren ist aufwendig, aber es macht große Freude zuzusehen, wie in kurzer Zeit das Mist-Material verrottet und nach 6-8 Monaten wunderbarer Kompost entstanden ist – das ist die ganze Mühe wert. Dieser Kompost wird je nach Bedarf auf unseren Flächen ausgebracht. Diese besondere Kompostqualität fördert das gesamte Bodenleben und somit auch den Humusaufbau.

Am liebsten hätten wir die Möglichkeit eine Mistmiete auf einer unserer Flächen aufzubauen– das wäre das Optimum. Leider ist der Kreis Warendorf noch nicht soweit, dass er dieses Konzept genehmigen will. Aber wir sind im Gespräch gemeinsame gute Lösungen zu finden…

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„Die Weisheit des Misthaufens“